Tag 42 bis 45

Tag 42 bis 45

Ich sitze hier mit einer Mischung aus Völlegefühl, leichtem Unbehagen und einsetzendem Zuckerschock. Die Bauchspeicheldrüse ächzt unter der Belastung und das Blut nimmt ob der Zufuhr übermäßiger Mengen an kurzkettigen Kohlenhydraten die Konsistenz von altem Getriebeöl an. Bettys Eltern, Herr und Frau Volke, waren so freundlich und haben dem Weihnachtspaket an ihre Tochter einen Beutel Süßigkeiten an mich beigelegt. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank! Den Beutel habe ich gestern bekommen und eben habe ich mir ca. 75% Beutelinhalt auf einen Schlag reingedreht. Ich bin einfach nur bekloppt, was den hemmungs- und haltlosen Umgang mit schokoladehaltigem Naschwerk betrifft. Aber es ist, wie es ist und das lerne ich auch nicht mehr. Diese Mandelkugeln von Moser Roth sind aber auch was lecker… 😉  Ein Riesenansatzpunkt für jeden Therapeuten. Darauf noch eine Schokokugel!

Heute war ein komischer Tag. Ich habe sehr schlecht geschlafen, musste mitten in der Nacht noch einer Mücke klarmachen, dass sie zur falschen Zeit im falschen Zimmer in den ganz falschen Körper gepiekt hatte und stehe heute irgendwie neben der Kappe. Ich bin gar nicht bei mir oder in mir. Der eine macht, der andere schaut zu. Dem Warum bin ich noch nicht auf die Schliche gekommen. Vielleicht weil ich schon wieder Abschied nehmen muss? Vielleicht ahnt mein Unbewusstes, was auf Bali oder in Indien noch auf mich zukommt?  Ich weiß es nicht. Heute habe ich die letzte Maschine Wäsche gewaschen, die Wohnung komplett aufgeklart und noch kurz beim Barbier vorbeigeschaut. Übermorgen kommt der Transferbus und holt mich ab und dann sind 4 Wochen Türkei vorbei. Unfassbar, wo sind die geblieben? Gefühlt ist erst eine Woche um, doch die reine Anzahl von Lokalen, wo ich inzwischen als Stammgast mit Handschlag begrüßt werde, spricht eindeutig für einen längeren Aufenthalt.

Weihnachten in einem muslimischen Land war eine besondere Erfahrung. Es sind einfach drei ganz normale Tage. Fertig aus. In diesem Kontrast fällt besonders mein eigener Hang zur weihnachtlichen Gefühlsduselei mit einem kleinen Schuss Melancholie und einem Spritzer Schwermut auf. Dem Herz war irgendwie danach, doch am Strand in der Sonne unter Palmen, umzingelt von frohgelaunten Türken und Touristen ist das auch mit noch so viel Mühe und Gedanken an daheim nicht umzusetzen. Dann eben Cappuccino und Pistazieneis im Mado und in die Sonne blinzeln. Danach ein Bier am Strand und im Dolmus nach Hause den Sonnenuntergang filmen. Das hat Weihnachten nun davon. Dann bin ich eben fröhlich.

Sehr, sehr gute Ware im MADO

 

Über das Arbeitsbuch zum inneren Kind bin ich während der Feiertage tief in das Thema Beziehungen eingestiegen. In die zum anderen Geschlecht, in meinem Falle also zu denen zu Frauen im Allgemeinen, Beziehungsfrauen im Besonderen und Ehefrauen im Speziellen. Ist es spannend, bemerkenswert oder erschütternd, wie sehr ich immer wieder in den gleichen Bahnen, in den gleichen Mustern unterwegs war? Die Steuermechanismen aus früher Kindheit und Jugend funktionieren unfehlbar und es ist wie früher in der Kneipe. Du wirfst eine Mark in die Juke-Box, drückst 3c und es kommt „Marmor, Stein und Eisen bricht…“ Du drückst 3c, hoffst auf ein anderes Lied und was kommt? Und du drückst wieder 3c, …und wieder 3c. War so, war meine Kiste, war mein Muster, ist vorbei. Zumindest ist es mal erkannt, was ein großer Schritt in die richtige Richtung ist. Meine Aufgabe ist es zu lernen, statt auf 3c das nächste Mal auf 5h zu drücken.

„Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben… bam, bam, bam, schanananananaaaa…“

Gestern war ich noch bei Fikret und Betty zum Essen eingeladen. Ein wunderbarer Abend mit sehr leckerem Essen, gutem Wein und tiefgründigen Gesprächen. Vokabelsuche inbegriffen. Der Tisch steht am Fenster und während wir gegessen haben, ging die Sonne über dem Meer unter. Das haben die Beiden jeden Abend, wenn sie wollen. Ich glaube, darauf bin ich ein ganz klein wenig neidisch.

Beim Abendbrot… ohne Worte…

 

Ein Gedanke zu „Tag 42 bis 45

  1. Jörg Heinicke

    Endlich wieder ein Lebenszeichen von Herrn Wache! Ich hatte schon Entzugserscheinungen.
    Wir fahren jetzt mit der alten Dampfeisenbahn zum Fichtelgebirg.
    Der Schlitten ist auch dabei.
    Glückauf Jörg

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