Tag 48 und 49

Tag 48 und 49

Ich bin heile angekommen. Insgesamt hat die Tournee 30 Stunden gedauert. Der Flughafen von Doha ist schon recht beeindruckend und das erste was dir begegnet, ist der Flughafenbus von Cobus aus Wiesbaden. Deutsche Verkäufer. Doha war auch insofern spannend, als das ich auf Business upgraden wollte und Business ausgebucht war. Da ist man schon mal zur schieren Verschwendung bereit und dann sowas. Die Spannung stieg, als mein Flug auf keinem Display angekündigt wurde und die Zeit verrann. Ein freundlicher Helfer in der Nähe der Passkontrolle gab mir dann Auskunft. E2. Wenn die Passkontrolle das eine Ende des Flughafens ist, ist E das andere. Dazwischen liegt ein ordentlicher Fußweg und eine Shuttlebahn wie in Düsseldorf, nur das die Strecke knapp weiter ist. Wie dem auch sei, ich bin ja noch mitgekommen. Mittelsitz in der Economy Class auf einem 11 Stunden Flug. Nie wieder. Auch nicht mit Stützstrümpfen. Entweder ich leiste mir Business künftig oder ich fliege keine Langstrecke mehr. Das ist mal die ganz klare Beschlusslage nach dem Trip.

Auf Bali empfängt dich eine wohlige Wärme mit einer Luftfeuchtigkeit, dass die Luft die Konsistenz von feuchter Watte annimmt. In der Übertreibung liegt die Anschaulichkeit. Die Passkontrolle dauert auch nur eine knappe Stunde, also nicht die Kontrolle an sich, die ging in 45 Sekunden über die Bühne, doch die Anzahl von geöffneten Schaltern korrespondiert nicht wirklich mit den gerade eingetroffenen Besuchern der Insel.

Irgendwann war ich durch, biege nach nochmaliger Kontrolle meines Gepäcks (Waffen? Sprengstoff?) um die Ecke und werde mit ca. 100 Abholern konfrontiert, die Schilder mit Namen hochhalten. Manche wedeln mit den Schildern, was die Lesbarkeit nicht wirklich verbessert. Ich sehe meinen Namen nicht. Als ich mich gerade frage, wie ich mit dem Ressort Kontakt aufnehme, sehe ich meinen Fahrer. Er ist der letzte in der ganzen Phalanx. Klar, hätte ich auch sofort drauf kommen können. Warum weiter laufen als unbedingt nötig und Gottvertrauen. Wie immer.

Die Fahrt alleine ist schon mal die ganze Reise wert. Normalerweise ist der Transfer in vier bis viereinhalb Stunden zu schaffen, wir fahren knapp sechs. Weil ich in einem Nebensatz erwähne, dass ich etwas Hunger habe und die Frage, ob ich indisch mag bejahe, werde ich sofort in ein Viertel von Denpasar abseits unseres Wegs zum Inder des Vertrauens meines Fahrers gefahren. Dort erwerbe ich irgendwas mit Huhn, was ich während der Fahrt durch den balinesischen Stadtverkehr verzehre. Sehr lecker und bisher tadellos bekömmlich. Der Verkehr ist hier wie überall auf der Welt mit Ausnahme von Deutschland. Keine Regeln außer: man fährt wo Platz ist, wann frei ist, alles wird mit Hupe und Lichthupe unmittelbar vorm Knall noch abgesprochen und wo ein Rollerlenker durchpasst, passt auch der Rest vom Roller ungebremst durch. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke hat auch mein Fahrer Hunger und wir halten an einem balinesischen Markt. Ein Kontrolleur vom deutschen Gesundheitsamt würde den Spontantod wählen. Er isst und ich trinke nebenan meinen ersten Kaffee auf Bali. Auch lecker.

Die gesamte Fahrt spielt sich im Geschwindigkeitsbereich um 45 km/h ab. Entweder verkehrsbedingt oder serpentinenbedingt. Man soll sich wundern, wir müssen richtig übern Berg. Ich habe im Laufe der Fahrt angefangen, die Schaltvorgänge zu beobachten. 90% der Fahrt erfolgten im dritten Gang. Wenn der den Wagen mal verkauft, steht in der Anzeige“ …, 5er Gang unbenutzt.“

Irgendwann angekommen und umgefallen. Als der Wecker aus frühstückstaktischen Gründen klingelt, habe ich zuerst keine Ahnung wo ich bin. Als der Blick klarer wird, realisiere ich das Paradies. Heute ist ankommen angesagt. Müde ohne Ende und überfüllt mit den Reiseeindrücken. Die Menschen hier sind freundlich ohne Ende, das Essen lecker und es ist so warm, dass ich zunächst einfach nur durchs Atmen in Schweiß komme. So viel steht schon mal fest.

Erst wollte ich nicht schreiben, aber nach einer Stunde aufs Wasser schauen dachte ich, was soll‘s, lass es fix raus bevor die Silvesterparty losgeht. Wer weiß, wie ich mich morgen fühle.

Mein Arbeitsplatz. Hier gibts WLAN.