Tag 57

Tag 57

Die Reise geht bald zu Ende und das deutsche Leben mischt sich langsam schon wieder ein. Eine übersehene Arztrechnung, zu der nun ein Anwalt ein letztes Mahnschreiben verfasst hat, geschäftliche E-Mails mit Terminen, Zu- und Absagen und den Wünschen nach zeitnaher Absprache, Geschäftspartner, die Rechnungen seit Monaten nicht bezahlen und mich schlicht ignorieren. Binnen Sekunden fährt mein Stress- und Ärgerpegel hoch. Ich muss, ich muss, ich muss… 🙁

Nun bekomme ich also hier schon die Gelegenheit zu überprüfen, was ich gelernt und erfahren habe, wie weit ich mein neues Ich schon verinnerlicht habe. Bei mir sein und bleiben, auf die Stimme meines Herzens hören. Irgendwo habe ich mal sinngemäß gelesen „ich meditiere jeden Tag eine halbe Stunde. Außer an Tagen, an denen ich keine Zeit habe. Da meditiere ich eine Stunde.“ Genau so! Alles andere ist Bullshit. Der Kram von oben ist nicht wichtig, er schreit nur laut. Ich will aber weiterhin die leise Stimme meines Herzens hören.

Heute war ich beim Yoga. Zum ersten Mal in meinem Leben. Es wäre klasse gewesen, wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass man dabei schwitzen kann. Außerdem: gleichzeitig zuhören, Ansagen in Körperbewegungen umsetzen und Atmen hat schon in der Tanzschule nicht wirklich geklappt. Hier also auch nicht. Der Vorteil vom Yoga ist aber ganz klar, dass Mann, also ich, hier nicht zu allem Überfluss auch noch eine hochbegabte Frau führen und hin und her wedeln muss. Ich habe Tanzen gelernt, ich lerne auch Yoga. Bisschen langsamer als die Mädels, aber schlussendlich doch. Morgen gehe ich wieder hin.

Danach Massage, schwimmen im Meer, schwimmen im Pool und Mittagessen. Dabei tauchte ein Wal aus dem Meer auf. Haben zumindest die behauptet, nicht mit dem Rücken zum Wasser gesessen haben wie ich.

Der Wal hat sich natürlich nicht mehr gezeigt…

Am Nachmittag habe ich mit Britta über das Schulprojekt des Bali Mandala sinniert. Balinesen haben kein Verhältnis zu Kunststoffabfällen und so sieht es hier außerhalb des Ressorts auch aus. In der Schule versuchen sie, den Kindern Englisch und einen sinnvollen Umgang mit Plastikmüll beizubringen. Klappt mal besser, mal schlechter. Im Augenblick schlechter. Wir werden in den nächsten Tagen auf Motivationsstrategien für die Kinder rumdenken. Mal schauen. Falls einer von Euch Kenntnisse von erfolgreichen Müllprojekten an anderen Enden der Welt hat: immer her damit!