Tag 7

Tag 7

Die Nacht war gut, ich gewöhne mich an das Bett. Gestern gegen 21 Uhr ist die Heizung ausgestiegen und so waren beim Aufstehen noch 14° Grad in meinen Räumen. Es werden meine Räume bleiben, denn im Gästehaus ist die Heizung komplett defekt, so dass kein anderer Raum angeboten werden kann. Ich habe meinen Frieden damit gemacht. Die grundsätzliche Energie dieses alten Gemäuers ist schon besonders und jetzt um 21 Uhr Ortszeit sitze ich neben einem warmen Heizkörper bei 17° Grad im Zimmer und freue mich. Der Körper fährt den Energieumsatz hoch und wärmt sich selbst und ich habe ja noch den Pflaumenschnaps als kleinen Helfer.

Auf dem Bild zum Beitrag seht Ihr meinen leeren Nebenraum. Das Fenster schaut auf einen der Friedhöfe des Klosters raus. Ich habe mir den Stuhl ans Fenster gezogen und dem Schnee beim Fallen zugeschaut. Das habe ich mit gleicher Inbrunst das letzte Mal als Kind gemacht. Ich, die Welt und der fallende Schnee. Sonst nichts. Keine Störung, keine Ablenkung.

 

 

Beim Mittagessen habe ich Mönch Antonio getroffen und drei Minuten auf Deutsch mit ihm gesprochen. Das war der Gesprächsanteil des Tages. Ansonsten spreche ich nicht nach außen, aber viel nach innen. Es ist schon wahr, dass die Stimme des eigenen Herzens beständig zu uns spricht, doch ganz leise und so muss ich in Ruhe sein und zur Ruhe finden, um meine eigene Stimme des Herzens zu hören. Manchmal glaube ich hier schon einzelne Worte verstehen zu können.

Nach dem Mittagessen bin ich Wandern gegangen. Bei der Herfahrt hatte ich vor der Hauptanlage eine außen bemalte Kirche gesehen, die ich mir anschauen wollte. Habe dort einen unglaublich netten Hund getroffen. Eine reine Seele beschreibt das Wesen dieses Tieres wohl am trefflichsten. Diese Kirche bei der heutigen Witterung war wieder eine besondere Kombination. Die Fotos stelle ich nur in die Galerie, hier füge ich für Euch einen Film ein.

 

 

So ein sanfter Sommertag bei 27° Grad an einem Badesee ist ja was schönes, doch so richtig beeindruckend ist Natur doch erst, wenn sie sich von ihrer rauhen, ihrer machtvollen Seite zeigt und uns Menschlein deutlich macht, wer im Zweifel am längeren Hebel sitzt. Der Winter hat hier heute mit dem kleinen Finger gewackelt und eine Ahnung davon hinterlassen, was es heißt, wenn er mit der Faust auf den Tisch haut. Ich habe mich einfach nur klasse gefühlt, bei Wind und Dauerschneefall durch die Pampa zu stapfen. Eingebunden und gleichzeitig etwas trotzig dagegen angehen.

 

 

Geschrieben habe ich auch. Den zweiten Abschieds- und Klärungsbrief an die zweite Person aus meiner Vergangenheit. Es wurden wieder mehrere Seiten. Was mir alles einfällt, wenn ich mich fallen lassen kann und alle Zeit der Welt habe, ist unglaublich. So viele unausgesprochene Gedanken, Meinungen und vor allem Urteile. Irgendwie sind das alles kleine Anker in die Vergangenheit, die ich mitschleppe und gegen deren Haltekraft ich in der Gegenwart ankämpfen muss. So viel Ungeklärtes, was im normalen Leben immer wieder im wahrsten Sinne des Wortes übertönt wird von den neuen Dingen, die anstehen und eintreffen, obwohl das Bisherige noch der Klärung und Aufarbeitung bedarf. Ob ich der Einzige bin, dem es so geht? Das glaube ich eher nicht und wenn es uns allen, oder zumindest sehr vielen so geht, wo steuern wir dann hin in unserem Leben und vor allem in unseren Beziehungen? Wenn wir alle noch altes Ungeklärtes mit uns rumtragen, wie viele Personen liegen dann tatsächlich in einem Bett, wo man auf den ersten Blick nur zwei Körper sieht?

Bin beim Schreiben ins Nachdenken gekommen und zum Schluss ins Lachen. Hier hörste nix, Fenster auf, Fenster zu is' egal, nix... Das lauteste Geräusch ist das Gluggern in meinem Gedärm, wenn die Bohnen vom Abendessen ein Stück weitergeschoben werden. Ich finde das lustig... 🙂

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