Tag 9

Tag 9

Ich sitze in einem nach beißendem, kaltem Rauch riechenden Zimmer und warte darauf, dass mein Handy klingelt. Sehr cooler erster Satz, oder? Habe ich mir bei Krimiautoren abgeschaut. Der erste Satz muss sitzen wie ein Messerstich in den Rücken. Frei nach Rod Stewart „the first cut ist the deepest“. Oder so.
Auf jeden Fall war heute ein ganz praktischer Tag, abseits von allem spirituellen Gedöns.

Gestern Abend habe ich die Mängel meines Zimmers in einer E-Mail an meine Reiseagentur zusammengefasst. Ausgang der E-Mail um 18:45 Uhr. Antwort um 19:52 Uhr! Von da an kam deutlich Bewegung in die Sache, denn mein Hauptmangel war die Kälte im Zimmer. 45 Minuten später erschienen 2 Mönche mit Brennholz auf dem Arm in meinem Zimmer und entzündeten im Kachelofen ein prasselndes Feuer. Gute Initiative, doch es wurde nicht grundlos von Kachelofen auf Zentralheizung umgerüstet. Der Deckel des Ofens ist völlig porös und durch die Ritzen zog der Qualm ins Zimmer. Das Holz war nur mäßig abgelagert, als ehemaliger Kaminbesitzer kenne ich mich aus. Da man das brennende Holz ohne das passende Werkzeug nicht aus dem Ofen bekommt, um dem Übel Einhalt zu gebieten, habe ich die Türen aufgerissen, damit Durchzug entsteht und man wieder durch die Räuchernebel hindurchblicken konnte. Und, hatten wir gestern hier etwa Wind? Natürlich nicht… So stand der Junge bis rund 0:30 Uhr im Zimmer und hat mit dem T-Shirt gewedelt, um die gröbsten Rauchschwaden zu vertreiben (jetzt kann ich über den Slapstick lachen…). Dabei wurde es empfindlich kalt in der Bude bei -3° Grad Außentemperatur. Dann hatte ich die Faxen dicke, habe wegen des möglichen Kohlenmonoxyds ein Fenster offen gelassen und mich schlafen gelegt. Man muss schon sagen, wenn so ein Kachelofen erst mal warm ist, gibt er sehr lange sehr behagliche Wärme ab. 🙂

Das Ergebnis der Initiative der Mönche war allerdings, dass mein Zimmer unbewohnbar geworden ist. Alles riecht nach kaltem Rauch. Eigentlich müsste ich „stinkt“ sagen. Das Zimmer, die Bettwäsche, die Klamotten, die ich gestern Abend an hatte und meine Nachtwäsche. So habe ich heute mit meiner Reiseagentur in Deutschland telefoniert und den Umzug in ein anderes Kloster besprochen, da im Kloster Neamt kein Umzug möglich war. Apropos Reiseagentur: Der letzte E-Mailkontakt nach dem Werk der Feuerteufel (Mönche -> Feuerteufel… was für eine Metapher) fand um Mitternacht (!) statt und heute um 17:10 Uhr stand der Abt des neuen Klosters bei mir vor der Tür, um mich abzuholen. Dabei war Herr Rezvan, der rumänische Partner meiner Reiseagentur heute noch bei einer 3-stündigen Untersuchung beim Arzt und hat sich für die Verzögerung entschuldigt.
Wenn Ihr also mal eine Reise in ein Kloster ins Auge fasst: klosterreisen.de von Frau Tina Esch ist der Veranstalter Eurer Wahl. Der Service vorneweg war schon sehr gut, doch das Beschwerdemanagement ist allererste Sahne.

Jetzt sitze ich in einem warmen, sauberen Zimmer mit einem sauberen Badezimmer und warmem Wasser in einem winzigen Kloster, mitten im Wald. Social Media Detox! Kein WLAN, kein LTE, nur im Speisesaal gibt es eine Fläche von 15 x 15 cm, wo ich 2 Balken habe und eine SMS senden kann. Mal schauen, ob ich morgen draußen irgendwo Kontakt zum Funknetz finde.
So, nun ist auch dieser Tag zu Ende reflektiert und jetzt gebe ich mich einem unglaublich aufregenden Vergnügen hin. Ich gehe duschen, mit Haare waschen. Habe ich seit 6 Tagen nicht mehr. Die einfachen Dinge machen das Leben aus.

Wie Ihr merkt, kann ich Texte hochladen trotz Social Media Detox. Dauert ungefähr 10x länger als gewöhnlich. Für Bilder und Videos reicht es nicht. Die reiche ich nach.